26.08.2022, 10:23

Acatis-Fonds neutralisieren Treibhausgasemissionen

Von "klimaneutralen" Fonds ist seit einiger Zeit häufiger die Rede. Doch das Kohlendioxid, das die Unternehmen aus dem Portfolio emittieren, verschwindet natürlich nicht so einfach aus der Welt. Der Vermögensverwalter Acatis wagt sich nun an ein neues Konzept heran.

© Christoph Hemmerich / FONDS professionell

Hendrik Leber, Acatis: "Nach unserem Kenntnisstand sind wir die ersten, die dieses Konzept anwenden."

Der Frankfurter Asset Manager Acatis Investment möchte mit dem Kauf und der Vernichtung von CO2-Emissionsrechten die Treibhausgasemissionen seiner Fonds-Holdings wettmachen. Dafür kooperiert das Investmenthaus mit dem Hamburger Unternehmen CAP2, das nach einjähriger Entwicklungsarbeit ein entsprechendes Konzept entworfen hat. In zwei Acatis-Fonds kommt das Modell seit diesem August in einem Pilotprojekt zum Einsatz, weitere sollen folgen, teilt der Vermögensverwalter mit.

"Nach unserem Kenntnisstand sind wir die ersten, die dieses Konzept anwenden, und es ist absolut revolutionär, weil wir damit unsere Investmentfonds vollständig, effektiv und kostengünstig klimaneutral machen können", lässt sich Acatis-Chef Hendrik Leber in einer Pressemitteilung zitieren.

Der einzige sichere Weg, den Kohlendioxidausstoß in Zukunft zu verringern, sei die Stilllegung von offiziellen, europäischen CO2-Emissionsrechten (European Allowances, EUAs), erläutert das Unternehmen. "Denn mit weniger verfügbaren Emissionsrechten müssen von den Unternehmen CO2-Emissionen zwingend eingespart werden. Es kann so nicht mehr in die Atmosphäre gelangen." Ein bloßes Kaufen und Halten von EUAs in einem Portfolio diene dem Klimaschutz allerdings nicht wirklich, da die Emissionsrechte irgendwann wieder verkauft und genutzt würden, um Emissionen zu legitimieren.

Eine Klimastiftung legt die Zertifikate still
Das Konzept funktioniert wie folgt: CAP2 berechnet zunächst den "CO2-Fußabdruck" des Portfolios. Acatis kauft anschließend für den Fonds so viele von einer Investmentbank entwickelten "Dekarbonisierungsnotes", dass genau die doppelte Menge an Emissionen abgedeckt ist. Die eine Hälfte der Emissionsrechte wird über einen Zeitraum von fünf Jahren an die gemeinnützige Klimaschutzstiftung Climate Concept Foundation gestiftet, die diese Emissionsrechte stilllegt.

"Auf diese Weise werden die Emissionsrechte effektiv und tatsächlich dem CO2-Emissionshandel entzogen und Emissionsreduktionen in gleicher Höhe erzwungen", erläutert der Fondsanbieter. Alle Emissionen, die der Aktionär in seiner Rolle als Eigentümer der gehaltenen Firmen verantworte, würden auf diese Weise gekappt, also durch erzwungene Einsparungen andernorts neutralisiert – und das Investmentportfolio von Acatis damit klimaneutral.

Doch damit ist das Konzept noch nicht zu Ende: Die zweite Hälfte der Emissionsrechte verbleibt in der Dekarbonisierungsnote und soll durch Kurssteigerungen über einen Zeitraum von fünf Jahren die Kosten der Stilllegung ausgleichen. "Durch die stetige Verknappung der europäischen Emissionsrechte erscheint ein Preisanstieg der Emissionsrechte mehr als plausibel", argumentiert Acatis. Ganz ohne Risiko ist das freilich nicht: Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Preis für die CO2-Zertifikate enormen Schwankungen ausgesetzt ist. Hinzu kommt, dass die Politik steuernd in diesen Markt eingreifen kann.

Zwei Fonds haben sich schon eingedeckt
Der Kauf der ersten Dekarbonisierungsnotes erfolgte im August für den Acatis Aktien Global und den Acatis Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds. Das Unternehmen strebe an, dieses Konzept "für den Großteil seiner Fonds umzusetzen", heißt es in der Mitteilung. (bm)

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