23.05.2019, 14:10

Allianz-AM-Chefin Hunt: "Wir brauchen keinen Starkult"

© Sebastian Widmann / FONDS professionell

Jacqueline Hunt, Allianz: "Viele überkommene Gewissheiten der Asset-Management-Industrie, die scheinbar in Stein gemeißelt waren, fallen in sich zusammen. Und die Veränderung verlief zuletzt viel schneller, als ich es in meiner Karriere bislang erlebt habe."

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"Es wäre anmaßend zu behaupten, das Geschäft würde sich vor dem Hintergrund des sich rasch wandelnden Marktumfeldes nicht verändern."

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"Das Herzstück von Pimco sind Anleihen. Dieses Feld ist nicht so stark von der Bewegung hin zu passiven Investments betroffen. Denn aktive Manager beweisen bei Bonds, dass sie tatsächlich einen Mehrwert liefern."

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"Ich glaube nicht, dass ein Fondsanbieter wie wir Starmanager benötigt. Ein Starkult erscheint mir für Nischenplayer völlig in Ordnung. Das ist oftmals auch der Weg, wie diese Häuser entstanden sind."

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"Als breit auf­gestellter Anbieter, der das Kundenvermögen über lange Zeiträume und verschiedene Marktphasen hinweg betreut, sollte man hingegen zweifellos einen Teamansatz verfolgen. Dieser verleiht eine größere Widerstandsfähigkeit."

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"Wir pflegen keinen Starkult. Schauen Sie sich den Kulturwandel bei Pimco an: Investmentchef Dan Ivascyn und seine Kollegen haben das sehr gut gelöst und es geschafft, eine stabile Performance aufzubauen."

Sie herrscht über zwei Billionen Euro: Jacqueline Hunt verantwortet im Vorstand der Allianz das Asset-Management-Geschäft. Im Interview mit FONDS professionell verrät sie, wie Allianz Global Investors und Pimco wachsen sollen – und warum die Übernahme eines großen Konkurrenten eher ein Risiko ist.

Die Allianz will ihr Fondsgeschäft auch durch Übernahmen ausbauen. Dies sagt Jacqueline Hunt, die im Vorstand des Versicherungsriesen für das Asset Management zuständig ist, im Interview mit FONDS professionell. Sie trägt die strategische Gesamtverantwortung für die beiden Fondstöchter des Konzerns, Allianz Global Investors und Pimco, den weltgrößten Anleihemanager. "Generell kann ich sagen, dass wir uns alles anschauen. Es wäre ein Fehler, wenn wir das nicht tun würden", sagt Hunt.

Die Übernahme eines großen Konkurrenten hat für die Managerin keine Top-Priorität. "Wir konzentrierten uns bisher auf kleinere, arrondierende Übernahmen, etwa von Teams oder Boutiquen. Diese Strategie werden wir weiterhin verfolgen", erläutert die gebürtige Südafrikanerin. Das sei mit weitaus geringeren Risiken verbunden als eine große Transaktion. "Die Ablenkung innerhalb eines Unternehmens ist viel geringer", so die Spartenchefin. "Am Ende verbrächten wir viel Zeit damit, uns um Personalfragen zu kümmern, statt das Geld der Kunden zu verwalten."

"Abwehrstrategie in der Hinterhand"
Gänzlich ausschließen will Hunt den Kauf eines großen Fondshauses jedoch nicht. "Wir müssen eine Abwehrstrategie in der Hinterhand halten", erklärt Hunt. "Wir bewegen uns in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld und wollen uns nicht in einer Position wiederfinden, in der andere Akteure bei einer Konsolidierung mitmischen, diese eine Größe von mehreren Billionen Euro verwaltetem Vermögen erreichen, den Markt dominieren – und wir am Ende zurückfallen."


Wie Allianz-Vorständin Hunt den Vertrieb hierzulande ausbauen will, was sie von der Konkurrenz börsengehandelter Indexfonds (ETFs) hält und warum sie die beiden Marken Allianz Global Investors und Pimco nicht zusammenlegen würde, lesen Sie im vollständigen Interview im neuen Heft 2/2019 von FONDS professionell, das Ende Mai erscheint.


Spekulationen zufolge soll die Allianz an der Fondstochter der Deutschen Bank, der DWS, interessiert sein. Hierauf will Hunt nicht konkret eingehen, betont aber: "Wir richten unseren Blick nicht primär auf große Übernahmen. Diese müssten uns schon als unwiderstehlich erscheinen, damit wir sie in Erwägung ziehen." Ein solches Unterfangen dürfe sich nicht allein um Kosteneinsparungen drehen, hält die Managerin fest. "Die sind nämlich sehr schwierig zu erzielen."

Teamplayer versus Starkult
Anderen Medienberichten zufolge sollen Deutsche Bank und die Schweizer Großbank UBS Verhandlungen über eine Zusammenlegung ihrer Fondssparten führen. Angesichts des frühen Stadiums der Sondierungen sei zurzeit völlig unklar, ob sie überhaupt zu einem Abschluss gelangen. So gerieten die Gespräche ins Stocken. Ob die Deutsche Bank ihre Fondstochter tatsächlich zum Verkauf stellt, ist ohnehin offen. Denn die Führung sieht die vergleichsweise stabilen Erträge aus dem Asset Management als Goldgrube, während andere Teile des deutschen Branchenprimus angeschlagen sind.

Eine potenzielle Übernahme der DWS durch die Allianz wiederum könnte auf eine Hürde treffen: unterschiedlichen Unternehmenskulturen. Denn während der neue DWS-Chef Asoka Wöhrmann in einem früheren Interview mit FONDS professionell sagte: "Unser Geschäft lebt gleichermaßen vom Team und von Stars", offenbart Hunt ein etwas anderes Verständnis. "Ich glaube nicht, dass ein Fondsanbieter wie wir Starmanager benötigt", so Hunt. (ert)

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