30.04.2018, 10:49

"Glücksspielgebühr": ING Diba zockt Zocker ab

Die ING Diba verlangt ab 1. Juli eine Gebühr von drei Prozent von jenen Kunden, die ihre Kreditkarte für Casinobesuche, Lotto- oder Online-Glücksspiele verwenden.

© Sashkin / stock.adobe.com

Die Direktbank ING Diba will im Zuge ihrer geänderten Geschäftsbedingungen zum 1. Juli "Gebühren für den Einsatz der Visacard bei Glücksspielen" erheben, wenn ein Kunde seine Karte fürs Glücksspiel benutzt, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Für einen Besuch im Spielcasino oder Wettbüro sowie den Kauf eines Lottoscheins werden künftig drei Prozent vom Umsatz, mindestens aber 3,90 Euro, fällig.

Laut einer Sprecherin des Instituts sei die Einführung eine "geschäftspolitische" Entscheidung: "Es handelt sich um eine am Markt gängige Gebühr, die auch von anderen Banken erhoben wird – die Höhe entspricht dem Marktstandard." Eine Umfrage der FAZ unter Konkurrenten bestätigt, dass auch andere Banken seit einiger Zeit eine solche Gebühr erheben. Die Consorsbank habe sie offenbar 2015 eingeführt und verlangt 2,5 Prozent (mindestens fünf Euro), die Comdirect fordert drei Prozent und die Postbank 2,5 Prozent (ebenfalls mindestens fünf Euro).

Vergleich mit Barbehebung beim Geldautomaten hinkt
Die Postbank lieferte auch gleich eine Begründung für die Gebühr: Wenn jemand ins Spielcasino gehe und dort Jetons erwirbt, könne man das mit einer Barbehebung am Geldautomaten vergleichen. Deshalb habe man die Gebühr fürs Glücksspiel der Gebühr fürs Bargeldabheben gleichgestellt.

Für die FAZ hinkt dieser Vergleich. Denn die Gebühren am Geldautomaten werden zumeist mit dem dahinterstehenden Aufwand argumentiert – die Aufstellung, Wartung, Befüllung, Geldtransport und höchstmögliche Sicherheitsmaßnahmen. Doch dieser Aufwand sei beim besten Willen nicht ersichtlich, wenn jemand seine Kreditkarte benutzt, um einen Lottoschein zu bezahlen. Viel eher ähnele die Begleichung einer Rechnung fürs Glücksspiel im Internet per Kreditkarte der Bezahlung einer Ebay-Rechnung.

Keine Beschwerden
Für Josephine Holzhäuser von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ist der Fall ziemlich klar: "Ich glaube nicht, dass die Banken diese Gebühr aus Gründen der Suchtprävention erheben. Sie gucken einfach, wo sie noch neue Gebühren erheben können", sagte sie gegenüber der FAZ. Dass es bisher noch keinen Aufschrei unter den Glücksspielern wegen dieser Gebühr gegeben hat, erkläre sich damit, dass ein Spieler bei einer Gewinnsträhne der Bank die Gebühr vielleicht sogar irgendwie gönne – und wenn er verliert, ärgere er sich weitaus mehr über den eigentlichen Verlust als über das Extra-Entgelt. "Es gibt auf jeden Fall praktisch keine Spieler, die sich bei der Verbraucherzentrale über die Kreditkartengebühren beschweren. Aber das ist vielleicht auch nicht so unsere Klientel", so Holzhäuser.

Doch dabei kann sich diese Gebühr durchaus summieren, wie die FAZ vorrechnet: Wer im Casino 10.000 Euro beim Roulette setzt, zahlt stolze 300 Euro für die einmalige Nutzung der Kreditkarte an die Bank. Und wer zwanzigmal im Internet zehn Euro bei einem Glücksspiel verwettet, kommt immerhin auf 78 Euro Bankgebühren – mehr als man bei manchen Instituten an Kontoführungsgebühren für ein ganzes Jahr bezahlen muss. (mb)

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