13.05.2016, 14:28

Riße-Fonds abgewickelt: "Bin als Portfoliomanager gescheitert"

Vor knapp vier Jahren lancierte Bestsellerautor und Fernsehprofi Stefan Riße seinen Multi-Asset-Fonds. Nun wurde das Portfolio beerdigt – nach hohen Verlusten. Im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE erläutert Riße, wie es so weit kommen konnte.

©: HPM Hanseatische Portfoliomanagement

Stefan Riße: "Mir sind einige kardinale Fehleinschätzungen unterlaufen."

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist der Fonds Riße Inflation Opportunities UI abgewickelt worden. Die Fondsgesellschaft Universal-Investment hatte ihr Verwaltungsrecht zum 6. April gekündigt. Damit ging das Portfolio auf die Verwahrstelle Hauck & Aufhäuser über, die die restlichen Wertpapiere verwertete. Mitte April wurden die verbliebenen Anleger ausbezahlt, wie FONDS professionell ONLINE erfahren hat.

Der Hamburger Vermögensverwalter HPM Hanseatische Portfoliomanagement und Universal-Investment hatten den flexiblen Multi-Asset-Fonds im Juni 2012 aufgelegt – begleitet von einem großen Medienecho. Fondsberater war HPM-Portfoliomanager Stefan Riße, der sich vor allem als Börsenkorrespondent beim Fernsehsender N-TV einen Namen gemacht hatte. Auch als Autor feierte er Erfolge: Sein Buch "Die Inflation kommt!" war 2010 eines der auflagenstärksten Wirtschaftsbücher und erreichte Platz eins der "Handelsblatt"-Bestsellerliste.

"Ich persönlich trage die volle Verantwortung"
Seine kurze Karriere als Portfoliomanager endete dagegen traurig: Der Fonds legte bis Sommer 2014 zwar rund 20 Prozent an Wert zu, verlor danach jedoch heftig. Anteilseigner der ersten Stunde mussten bis zur Abwicklung einen Verlust von etwa 50 Prozent hinnehmen. "Ich persönlich trage die volle Verantwortung für das schlechte Abschneiden", räumt Riße im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE ein. "Mir sind einige kardinale Fehleinschätzungen unterlaufen. Als Portfoliomanager bin ich gescheitert."

Das Investmentkonzept des Fonds habe sich im aktuellen Marktumfeld nicht bewährt, was sich entsprechend auf das Fondsvolumen ausgewirkt habe, teilte Universal-Investment auf Anfrage mit. "Eine wirtschaftlich sinnvolle Fortführung des Fonds war deswegen leider auch im Interesse der Anleger nicht möglich." Der Fonds, der auch in Österreich zum Vertrieb zugelassen war, verwaltete in der Spitze 20,8 Millionen Euro. Bis Ende November vergangenen Jahres war das Volumen dann auf 3,2 Millionen Euro geschrumpft.

"Meine Leichtigkeit ging völlig verloren"
Riße zufolge fingen die Probleme Ende 2014 an. "Der Aktienmarkt war meiner Überzeugung nach heißgelaufen, auch verschiedene Stimmungsindikatoren deuteten in diese Richtung. Also habe ich Short-Positionen aufgebaut, die allerdings nicht aufgingen. Deshalb hat der Fonds gegen den Trend verloren", so Riße. "Rückblickend hatte ich unterschätzt, wie es ist, derart im Rampenlicht zu stehen. Meine Leichtigkeit ging völlig verloren, ich war ein Getriebener."

Privat investiert der Bremer seit seinem 17. Lebensjahr am Kapitalmarkt – seiner Aussage zufolge mit Erfolg. "Ich musste mir jedoch eingestehen, dass meine Anlagestrategie nicht für einen transparenten Publikumsfonds geeignet ist."

Für HPM ist Riße seit Ende vergangenen Jahres nicht mehr operativ tätig. Einige seiner Anteile an dem Vermögensverwalter hat er bereits veräußert, weitere Verkäufe sollen folgen. Seit März fungiert er als Chefstratege der Social-Trading-Plattform Ayondo. "Als Investor bin ich wieder auf eigene Rechnung unterwegs, so wie die ganzen Jahre zuvor auch schon." Eine etwaige Rückkehr als Asset Management-Berater schließt er aus: "Einen Publikumsfonds werde ich nicht mehr managen."

"Habe mir selbst keinen Gefallen getan"
Dass sein Fonds Anlegern ein so hohes Minus bescherte, tut Riße aufrichtig leid. "Ich hätte mir gewünscht, zumindest einen Teil der Verluste wieder aufholen zu können, doch am Ende waren mir die Hände gebunden – insbesondere, nachdem Universal-Investment das Mandat gekündigt hatte. Wir haben versucht, den Fonds auf eine andere KVG zu übertragen, aber das ist uns nicht gelungen."

Riße betont, seine Zeit als Portfoliomanager habe ihm persönlich keinerlei Vorteile gebracht. "Ich selbst habe mir damit keinen Gefallen getan. Ich hatte selbst in den Fonds investiert und habe entsprechend viel Geld verloren – auch wenn das für die Anleger ein schwacher Trost ist." (bm)

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